Personalsituation in den KiTas wird verbessert: Küchenhelfer geplant
- neue Stellen für Erzieherinnen und Erzieher werden eingerichtet
Die Arbeit in einer Kindertagesstätte hat sich in den letzten Jahren
massiv verändert. Da waren sich alle Beteiligten beim heutigen
Pressgespräch (Dienstag, 16. April) zur Situation in den städtischen
Kindertageseinrichtungen einig. Oder wie es Oberbürgermeister Marcel
Philipp präzisierte: ,,Durch das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) gibt es
eine ganz andere Präsenz in den KiTas. In den städtischen Einrichtungen
sind fast 90 Prozent der Kinder in der Übermittagsbetreuung. Die
wöchentlichen Betreuungszeiten, die gebucht werden, liegen meist bei
35 oder 45 Stunden. Und durch Veränderungen im Buchungsverhalten von
Jahr zu Jahr gibt es immer wieder Veränderungen im Personalschlüssel."
Hinzu käme noch, dass viele Kinder durch den Ausbau der Plätze für die
Unter-Dreijährigen nun jünger seien, mehr und intensivere Betreuung
brauchen.
Die Stadt hatte deshalb eine ,,Organisationsuntersuchung" in den
städtischen KiTas erarbeitet, deren Ergebnisse nun vorliegen und die
beim Pressegespräch in der Kindertagesstätte An der Rahemühle in
Aachen-Laurensberg, präsentiert und bewertet wurden. ,,Die
Haupterkenntnis: Die Arbeitskraft von Erzieherinnen müssen wir nicht
einsetzen, um mittags Essen in Schüsseln zu füllen, es in den Gruppen zu
verteilen, später Geschirr abzuräumen und dann zu spülen", so Philipp.
Stadtdirektor Wolfgang Rombey, Dezernent für Bildung und Kultur, Schule,
Jugend und Sport ergänzte, dass es heute in KiTas schließlich um den
,,Dreiklang von Betreuung, Erziehung und Bildung" ginge. Das Motto
der Erzieherinnen fasste Karola Hoch, 1. Vorsitzende des Personalrats
der allgemeinen Verwaltung, knapp zusammen: ,,Wir wollen spielen, nicht
spülen!"
Die Stadtverwaltung will nun ganz kurzfristig ansetzen, um die
personelle Belastung in der Mittagszeit zu entspannen: Um sich um das
Essen, das in der Regel von Catering-Unternehmen angeliefert wird, zu
kümmern, sollen voraussichtlich schon zum kommenden KiTa-Jahr ab
August, zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung stehen. 700.000 Euro
werden dafür zunächst eingeplant. Welche Option umgesetzt wird, ist noch
nicht endgültig entschieden. Im Gespräch: Eltern erklären sich bereit,
die KiTa - natürlich nicht kostenlos - mittags zu entlasten, es
werden neue Stellen für Küchenhelfer geschaffen oder die Caterer, die
das Essen liefern, übernehmen auch diesen Part. Was machbar ist, wird
jetzt untersucht, etwa die Bereitschaft der Eltern in den Einrichtungen
abgefragt. Aber ganz gleich, welches Konzept den Zuschlag bekommt oder
ob es von Einrichtung zu Einrichtung unterschiedliche Lösungen gibt:
,,Wenn es Küchenkräfte gibt, wäre das eine riesige Entlastung für die
Kolleginnen und ein großer Gewinn für die Kinder", so Kathi
Carduck-Jonetzko, Leiterin der KiTa in Laurensberg, die aus dem Alltag
berichtete: Mehr Gespräche mit Eltern, mehr Verwaltung, mehr Bildung und
Erziehung, ein höherer Betreuungsaufwand würden zu einer ,,Verdichtung
der Arbeit" führen. ,,Die Erzieherinnen wollen pädagogisch gut
arbeiten. Das geht aber nicht, wenn die Rahmenbedingungen schlecht
sind", so Karola Hoch, die bescheinigte: ,,Jetzt wird es ja besser.
Die Beschäftigten werden wieder motivierter arbeiten."
Und die Untersuchung hat gezeigt: Es fehlen mittelfristig noch rund 80
Stellen bei den Erzieherinnen und Erziehern in den städtischen KiTas.
Doch auch hier ist die Stadt nicht untätig: 15 neue Stellen werden
derzeit schon eingerichtet. Aber die Stadt steht auch vor dem Problem,
dass der Arbeitsmarkt derzeit nicht viele geeignete Erzieherinnen und
Erzieher hergibt. Dies bestätigte Elke Münich, Leiterin des Fachbereichs
Kinder, Jugend und Schule: ,,Wir bekommen unsere Stellen immer noch
besetzt, aber der Aufwand ist viel höher." Die zuständige
Fachabteilung würde mittlerweile bis ,,weit nach Ostdeutschland"
suchen, die Besetzung immer länger dauern. Diese Situation ist auch dem
massiven U3-Ausbau und dem Ausbau der Offenen Ganztagsschulen
geschuldet: ,,Wir sind bei beidem in
Aachen sehr weit. Und wir wollen
auch noch weiter machen. Aber für 100 zusätzliche U3-Plätze brauche ich
durchschnittlich 33 neue Erzieherinnen", so Münich. Stadtdirektor
Rombey sprach von rund 15 zusätzlichen Stellen pro Jahr, die
,,realistisch sind". Das Geld spielt hier natürlich auch eine Rolle:
,,Das ist eine zusätzliche, freiwillige Leistung", so Rombey, der die
Landesregierung auffordert ,,endlich das Versprechen einzuhalten und ein
neues KiBiz vorzulegen" und mit mehr Geld auszustatten.
Derzeit arbeite man auch schon intensiv an einem
,,Personalgewinnungskonzept": Bereits jetzt wurden mehr
Praktikumsstellen geschaffen, um Studierende der entsprechenden
Fachhochschulen frühzeitig an die Stadt als Arbeitgeber zu binden. An
den Fachhochschulen würde auch verstärkt ausgebildet. Allerdings, so
Münich, müsse man auch darauf achten, nicht in Konkurrenz zu den
vielen freien KiTa-Trägern in
Aachen zu treten, mit denen man die gute
Betreuung ja gemeinsam leiste.
Stadtdirektor Rombey lieferte zum Stand der U3-Betreuung noch einmal
genaue Zahlen: Derzeit sei man bei einer U3-Betreuungsquote von 36,9
Prozent ab August und läge damit über den vom Land geforderten 33 und
den vom Bund geforderten 35 Prozent. Würde man alleine die Kinder
einrechnen, die auch einen Rechtsanspruch haben - also ab einem Jahr
-, so käme man auf 50,9 Prozent. Addierte man noch die
privatgewerblichen Betreuungsangebote dazu, sogar auf rund 55 Prozent.
,,So rechnen wir aber nicht. Das entspricht nicht der Lebenssituation
vieler Eltern, die manchmal ihre Kinder auch schon früher in die KiTa
bringen müssen", erklärte Rombey. Um aber noch genauer den Bedarf zu
ermitteln, nimmt die Stadt an einer Befragung teil: ,,Anfang Mai werden
insgesamt 5.800 Familien von uns angeschrieben, mit der Bitte, uns genau
zu sagen, welche Betreuungszeiten sie brauchen." Hier geht es nicht
nur um die derzeit angebotenen Zeiten, sondern auch um die so genannte
Randzeitenbetreuung, früh morgens oder spät am Nachmittag. Mit den
Ergebnissen will die Verwaltung dann das Angebot der städtischen KiTas
noch passgenauer ausbauen.
Originaltext: Stadt
Aachen/ Fachbereich Presse und Marketing