Jetzt bewerben für den städtischen Förderpreis ,,Integration durch
Sport"
Die Menschen in der Roda - portugiesisch für Kreis - stehen dicht
zusammen. Berimbaus, Trommeln und rhythmisches Klatschen geben den Takt
vor, von traditionellen, brasilianischen Gesängen begleitet. In der Roda
spielen ein Mann und eine Frau miteinander. Denn ,spielen' und nicht
,kämpfen' oder ,tanzen' nennt man das fast kontaktlose Duell beim
brasilianischen Capoeira. Aber dieses Spiel passiert nicht in den
Straßen von Rio de Janeiro oder am Strand von São Paolo, sondern in
Aachen-Nord, im Centro Cultural Capoeira Sião in der Passstraße. Der
Verein, in dem Frauen, Männer, Kinder, Jung und Alt, Menschen aus
Kroatien, der Türkei, Brasilien, Südafrika oder Deutschland mit dem
brasilianischen Trainer Mestrando Aquático den anmutigen, eleganten und
athletischen Mix aus Tanz und Kampfkunst üben, ist ein gelungenes
Bespiel für Integration im Sport. Und Capoeira Sião war im vergangenen
Jahr einer der drei Preisträger des städtischen Förderpreises
,,Integration durch Sport", der auch in diesem Jahr wieder vergeben
wird. ,,Integration funktioniert dort am besten, wo Menschen zusammen
kommen. Und wo geht das besser als im Sport", ist Heinrich Emonts,
Fachbereichsleiter für Soziales und Integration bei der Stadt
Aachen,
überzeugt.
Maja Donassy, Vorstandsmitglied bei Capoeira Sião, erinnert sich an
vergangenes Jahr: ,,Schon die Bewerbung für den Preis hat uns angespornt.
Die Multikulturalität macht diesen Verein aus. Und als wir dann gewonnen
haben, war es wirklich toll." Schatzmeisterin Donassy lachend: ,,Aber
beim Capoeira geht es eigentlich nicht ums gewinnen." Das Preisgeld
von 500 Euro für den dritten Platz investiert man in einen neuen
Hallenboden: ,,Der Gewinn war ein Anstoß. Danach haben viele Menschen
gespendet und bald kommt der neue Bodenbelag." Die vorbildliche Arbeit
des Centro Cultural Capoeira Sião wurde in
Aachen und vor allem im
Viertel durch den Preis noch bekannter. Und es ist viel mehr als Sport:
Der Verein ist ein sozialer Treffpunkt, eine Anlaufstelle, in der man
Hilfe findet und Freunde trifft - und durch Musik und Gesang nebenbei
noch ein Instrument und Portugiesisch lernt. Entstanden ist Capoeira
übrigens vor rund 300 Jahren: Afrikanische Sklaven durften in
Brasilien keine Selbstverteidigung erlernen. Also begannen sie eine
Mischung aus Tanz und Kampf ein zu üben - geschützt durch die Roda um
die beiden ,Spielenden'. Maja Donassy: ,,Die Sklaven haben sich so
einen Freiraum geschaffen und auch den Weg aus der Sklaverei
beeinflusst."
Der städtische Förderpreis ,,Integration durch Sport"
Mit ihm werden Vereine, Träger der freien Jugendhilfe,
Migrantenselbstorganisationen oder andere Institutionen sowie
engagierte, ehrenamtlich tätige Menschen ausgezeichnet. Alle Preisträger
leisten - durch einmalige oder langfristige Aktionen und Projekte im
Bereich Sport - einen außergewöhnlichen und nachhaltigen Beitrag zur
Integrationsarbeit in
Aachen.
Für die diesjährige Preisverleihung kommen Projekte in Frage, die in
den Jahren 2012 und/oder 2013 umgesetzt wurden bzw. werden. Projekte,
die bereits 2009 und 2012 einen Hauptpreis gewonnen haben, können leider
nicht noch einmal berücksichtigt werden. Neue Projekte bereits
ausgezeichneter Institutionen können jedoch eingereicht werden.
Der Preis blickt schon auf eine längere Geschichte zurück: ,,Die Idee
ist bereits 2005 entstanden", erinnert sich Georg Suchotzki,
Vorsitzender des
Aachener Arbeitskreises ,,Integration durch Sport",
der den Preis ins Leben gerufen hat. Damals habe man überlegt: ,,Durch
welche Maßnahmen kann man Sport im Sinn von Integration unterstützen?"
Die Idee eines Preises war bald da und schließlich eine Bewerbung bei
einem Wettbewerb des damaligen, nordrhein-westfälischen
Integrationsministers Armin Laschet, bei dem man schließlich einen
Sonderpreis gewann und so die erste Preisverleihung finanzierte. Das
Team Integration der Stadt
Aachen hat diese dann noch aufgestockt, so
dass der Förderpreis 2009 zum ersten Mal verliehen wurde. 2012 dann zum
zweiten Mal und in diesem Jahr geht es in die dritte Runde -
mittlerweile rein aus städtischen Mitteln: Insgesamt 3.000 Euro
Preisgelder stehen für drei Gewinner zur Verfügung.
,,Der Preis wird dann am 22. September, dem ,Tag der Integration' im
Eurogress durch den Oberbürgermeister verliehen. Marcel Philipp ist
Schirmherr", erläutert Petra Prömpler, Leiterin des Fachbereichs Sport
bei der Stadt und gibt auch noch die Bewerbungsfrist vor: ,,Bis Ende Mai
muss eine aussagekräftige Bewerbung bei uns sein." Das
Bewerbungsformular ist unter www.integration-aachen.de zu finden. Zum
Formular sollten dann noch weitere Infos gepackt werden: Die Vorschläge
und Bewerbungen sollten die Aktivitäten, Projekte und deren Erfolg
darstellen. Dazu gehören etwa besondere Schulungs- und
Trainingsmaßnahmen - auch über den sportlichen Alltag hinaus -,
die Einrichtung von Familiennachmittagen neben den Wettkampf- oder
Trainingseinheiten oder besondere Angebote, die gesundheitliche Aspekte
hervorheben. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.
Besonders berücksichtigt werden: Innovative und richtungweisende
Aktivitäten mit Vorbildcharakter, die sich nachhaltig und dauerhaft auf
die Integrationsarbeit auswirken. Projekte oder Aktivitäten, die durch
eine Kooperation unterschiedlicher Institutionen getragen werden und
vernetzt sind. Aktionen, die sich durch ein gemeinsames Miteinander von
Menschen unterschiedlicher Kulturkreise auszeichnen und die
Kommunikation untereinander verbessern, die sich durch soziale Aspekte,
wie kostenlose oder preiswerte Angebote oder ein über das Sportangebot
hinausgehendes soziales Engagement auszeichnen.
Die Bewerbungen bis zum 31. Mai an:
Stadt
AachenFachbereich Sport oder Team Integration
Stichwort ,,Förderpreis Sport"
52058
AachenDie Gewinner des vergangenen Jahres
IN VIA in Kooperation mit der Boxabteilung des
Post-Telekom-Sportvereins und dem integrativen Projekt ,,Boxgym" für
Kinder und Jugendlichen in der Nadelfabrik mit dem niederschwelligen
Angebot für kostenloses Boxtraining mit Unterstützung eines
Sozialpädagogen.
Die Judoabteilung des TSV Hertha Walheim mit dem integrativen
Projekt ,,Der sanfte Weg", das sowohl Menschen mit und ohne Handicap
sowie mit und ohne Migrationshintergrund die kostenlose Teilnahme an
einem Judo-Freizeitprojekt mit Gürtelprüfung ermöglicht.
Das Centro Cultural Capoeira Siao, das in der Passstraße ein
kostenloses, offenes Sportangebot für Kinder und Jugendliche anbietet,
um die Techniken des brasilianischen Sportes zu erlernen.
Orignaltext: Stadt
Aachen/ Fachbereich Presse und Marketing