Frisch ausgepackt heißt es in den Räumen des BBK Aachen Euregio bis zum 17.06.2014.
Die geneigten Kunstfans unserer schönen Stadt werden wissen, was das bedeutet. Neue Künstler! Beate Müller, Hans Wolfgang Menges-Spell, Lars Kessler, Gerda Zuleger-Mertens, Jana Koppert, Ulrike Gross, Monika Uhl und Susanna Mantilla-Kopatz sind dieses Mal mit dabei.
Es ist eine schöne bunte Mischung von verschiedenen Stilrichtungen, verschiedene Materialien und Themen, von Grafitti über Fotos, Acryl, Öl, Fotos, ja sogar bishin zu Collagen verarbeitete Röntgenaufnahmen, die uns der BBK hier präsentiert.
Die Unterschiedlichkeit der hier gebotenen Kunst hat mich beeindruckt und mitgenommen auf eine Reise in die Seelen der Künstler.
Müsste ich wählen, welches Stück mir am besten gefallen hat, käme ich in Schwierigkeiten, doch sind es 3 Stücke, die mich am allermeisten beeindruckt haben.
„Tanz um's goldene Kalb“ von Frau Zuleger-Mertens hat mich direkt angezogen. Das Kalb hat den Kopf hoch erhoben, es schaut über den Betrachter hinweg, dessen Augen auf die in der unteren Bildhälfte um das Kalb herumtanzenden Menschen gelenkt werden. Die abgebildeten Leute strecken dem Kalb allerlei Konsumgüter entgegen, etwa eine Handtasche, die an eine Kelly-Bag erinnert, eine weitere Figur schüttet Münzen dem Kalb zu Füssen. Das Thema des Bildes ist so passend und klar umgesetzt, dass ich beim Ansehen direkt zu meiner Begleitung sagte „Dem Kalb wird mit Konsum und Verschwendung gehuldigt“, bevor ich den genauen Titel lesen konnte.
Die Arbeiten von Lars Kessler, auch bekannt als Lake13, sind ebenfalls - wie immer- auch in dieser Ausstellung ein echter Eye-Catcher. Der Künstler zeigt uns hier - im Stile von Warhol - eine Serie von 3 Frauengesichtern. Bezeichnend ist, dass immer das gleiche Modell gezeigt wird, jedoch in unterschiedlicher Farbgebung. Hierdurch und durch fein abgesetzte Schatten und Farbverläufe bzw. Farbpunkte und -nuancen schafft Lake13 es, dem Gesicht jeweils einen anderen Ausdruck zu verleihen. Das in Grautönen gehaltene Portrait vermittelte mir ein Gefühl von Traurigkeit, denn die Frau scheint zu weinen, das Werk in Lila-Blau löste in mir ein „oh, sie ist ärgerlich“ aus und das rote Exemplar der Serie scheint zu warnen, denn die Dame hier vermittelt deutlich ein „ich bin wütend“.
Ebenfalls faszinierend ist das Werk „Santa on Vacation“, hier sitzt Santa in einem Stuhl, barhäuptig, mit hochgekrempelten Ärmeln und genießt eine dicke Zigarre. Obschon kleinformatig besticht es doch durch den wiedergegebenen Gesichtsausdrucks des Weihnachtsmannes, der über die „Störung“ des Betrachters ungehalten ist und ihn mit gerunzelter Stirn anfunkelt. Weitere Werke des Künstlers sind ein Schmetterling, der fast den Eindruck eines Tiffany-Glasfensters macht, sowie ein hochformatiges, schmales Bild, von dem ¾ von Krakenarmen eingenommen wird, welche sich einem kleinen Jungen, der sich aus dem unteren Bildrand erhebt, entgegenrecken.
Als weiteres Highlight der Ausstellung werte ich die Arbeiten von Frau Jana Koppert.
Um zu erkennen, was man letztendlich sieht, muss man schon genau hingucken. Zuerst scheint es, man sieht Statuen am Strand doch sobald das Auge es auflöst, sieht man, dass es sich nicht um drei Statuen, sondern um nur eine handelt und die beiden anderen reale Menschen sind, die mit Bodypainting getarnt wurden. Die Künstlerin hat 2 Modelle mit Tonfarben bemalt und sie kunstvoll vor der Kamera in Szene gesetzt. Die Location ist dabei nicht nur Hintergrund des Bildes, der Stand am Pas de Calais bietet ebenso die perfekte Kulisse zur Interaktion und und hat lt. Angaben der Künstlerin sogar den Ton geliefert, der zur Herstellung der Statue und den Farben notwendig war.
Die Fotos werden in der Ausstellung in alten Obst- und Gemüsekisten präsentiert, welche den Charakter des Treibgutes, welchen die Statue und Modelle schon generieren, weiter verstärken.
Weiter sieht man in der Ausstellung faszinierende Collagen von Röntgenbildern und Fotoausschnitten, welche sich erst beim näheren Hinsehen genauer erschließen. Weiter findet man Makroaufnahmen von Bäumen und Gewässern, interessante fotografische Eindrücke von fremden Ländern, farbintensive Ölgemälde, sowie übermalte, verfremdete Fotografien.
Nun – als letztes – komme ich zu dem für mich absoluten Highlight der Ausstellung:
Wer die Nana's von Niki de Saint Phalle kennt wird sofort mit dem Kopf nicken wenn er die Bilder von Frau Monika Uhl in der Ausstellung findet. Viele mit schwarzer Farbe umrandete Formen, alle in knalligen Acrylfarben ausgemalt verwirren das Auge zuerst, doch das Chaos hält nur dem ersten Eindruck stand. Geht man anschließend einen Schritt vom Bild zurück sieht man die sich dahinter verbergende Form.
Ähnlich gelagert ist ein weiteres Stück der Künstlerin, doch hier sind es gedeckte Weiß- und Blautöne, kombiniert mit Silber und Kupfer, die in kleine Formen gemalt, mit schwarz umrandet im Zusammenspiel miteinander eine Welle ergeben. Genau wie beim bunten Stück der Künstlerin tritt hier die darin verborgene Form erst bei einem Abstand zwischen Betrachter und Bild wirklich zu Tage. Der eine sieht sich bewegendes Wasser, der nächste erkennt einen aufsteigenden Energiewirbel, ein dritter Betrachter wird vielleicht nur eine sich bewegende Wolke erkennen.
Als Fazit bleibt mir nur eins noch zu sagen:
Der BBK Aachen Euregio hat wunderbare, talentierte, beeindruckend kreative Köpfe in die Reihe seiner Künstler aufgenommen und es lohnt sich, die Ausstellung zu besuchen.
>>> Zu den Fotos der Ausstellung <<<
Text (c) Lydia Siemons
Fotos (c) Bettina Berg