Nicht nur der Ausblick über Aachens Dächer ist wunderschön, auch die Ausblicke, die die Ausstellung der Kunst von Likana seit dem 07.04.2014 im Forum M zu bieten hat, sind einer näheren Betrachtung wert. Die Farbenwahl der Künstlerin ist beeindruckend, die Bilder spiegeln eher Stimmungen und Gefühle wieder, als dass eine rein realistische Ausarbeitung der Gesichtszüge des Modells zu erkennen ist.

Gesichts- und Umgebungskonturen sind eher dahingeworfen, die vielen bunten Farben werden mehr flächig eingesetzt als zart. Es ist wenig filigranes in den Bilder Likanas zu sehen, die Gesichtszüge des Modells springen den Betrachter nichtsdestotrotz geradezu an und gerade das macht den Reiz der Gemälde aus.

Likana setzt die Farben raffiniert ein, die verschiedenen Farbschichten werden übereinander gelegt, überdecken sich jedoch nicht. Bei einem Bild scheint durch die Farbe des Vorhangs noch das Blau, welches darunter auf der Oberfläche aufgetragen wurde, durch, jedoch ist die Farbe nicht Lila, es ist quasi nur mit dem unterbewussten Auge wahrnehmbar, dass der Vorhang eben nicht in reinem Rot gemalt worden ist. Dieses Überlagern der verschiedenen Töne gibt den Bildern eine gewisse Subtilität und Feinsinnigkeit. Beim Betrachten der Bilder meint man den Dialog, der beim Entstehen der Malerei zwischen Modell und Künstlerin entsponnen hat, zu hören. Jedes einzelne Stück hat eine eigene Stimme, übermittelt andere Gefühle zum Betrachter. Auf einem wirkt das Modell gelassen, in sich ruhend wie der Gast einer Bar, der auf sein Getränk wartet, auf einem anderen steht das Modell zwischen den Vorhängen und scheint zu übelregen, was als nächstes zu tun sei, auf einem weiteren Bild hört man fast die scharf geführte Diskussion zwischen Malerin und Modell.

Was allen Bildern gemein ist, ist das Modell. Hardy Kleidts stattliche Figur ist auf jedem Portrait hervorspringend, jedoch zeigt ihn Likana nicht im typischen Portraitstil, eben dem Brustbild. Vielmehr stellt sie ihrem Sujet verschiedene Attribute zur Seite, auf einem sitzt das Modell in einer Art Wintergarten, im nächsten sitzt er in einem fast schon tropisch anmutenden Sessel, dann blickt uns das Modell, wie es für einen Fotografen üblich wäre, vor einem schwarzen Vorhang sitzend von einem Hocker aus an. Jedes ihrer Bilder ist eben trotz des gleichen Themas unterschiedlich und beeindruckt den Betrachter auf seine besondere Weise unterschiedlich.

Likanas Einsatz von Farbe und Form schafft in jedem einzelnen Stück der Ausstellugn eine besondere Atmosphäre, die mich direkt gefangen genommen hat und die Gedanken anregte und zum Assoziieren schier aufgefordert hat.

Ich kann nur wieder einmal betonen, dass Aachens Künstler dem Interessierten reichhaltige Anregungen liefern und freue mich, in einer Stadt zu leben, die so eine wunderschöne Szene bietet.


Liebe Leser, es lohnt sich, das Forum M zu besuchen und sich die Bilder anzusehen.

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Text (c) Lydia Siemons

Fotos (c) Bettina Berg